Marcus Cornelius Fronto

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Marcus Cornelius Fronto (* um 100; † um 170) war ein römischer Grammatiker, Rhetoriker und Anwalt.

Fronto wurde in Cirta in Numidien geboren als Angehöriger der gens Cornelia. Sein Bruder war Quintus Cornelius Quadratus. Fronto kam in der Regierungszeit Kaiser Hadrians nach Rom und gewann rasch solches Ansehen als Anwalt und Redner, dass man meinte, er stehe nur noch unterhalb von Marcus Tullius Cicero. Er sammelte ein großes Vermögen an, ließ großartige Gebäude errichten und kaufte die berühmten Gärten des Maecenas. Kaiser Antoninus Pius machte ihn zum Lehrer für seine adoptierten Söhne Mark Aurel und Lucius Verus, nachdem er von seinem Ruhm gehört hatte.

Durch zwei Militärdiplome,[1] die auf den 1. August 142 datiert sind, ist belegt, dass Fronto 142 zusammen mit Gaius Laberius Priscus Suffektkonsul war;[2][3] die beiden übten das Amt für zwei Monate (Juli und August) aus.[4] Er lehnte aber das Amt des Prokonsuls von Asia aufgrund seines Gesundheitszustands ab. In den Attischen Nächten des Aulus Gellius spielt Frontos Fußleiden wiederholt eine Rolle.[5] Seine späteren Jahre wurden überschattet durch den Verlust aller seiner Kinder bis auf eine Tochter. Sein Talent als Redner und Rhetoriker wurde von seinen Zeitgenossen sehr bewundert. Ein Teil von ihnen gründete sogar eine Schule, die sich nach ihm Frontoniani nannte, deren erklärtes Ziel es war, die alte Reinheit und Klarheit der lateinischen Sprache gegen die Übertreibungen der griechischen sophistischen Schule wiederherzustellen.

Bis 1815 waren die einzigen übriggebliebenen Werke, die zudem fälschlich Fronto zugeschrieben wurden, zwei grammatische Abhandlungen: De nominum verborumque differentiis und Exempla elocutionum (das zweite stammt tatsächlich von Arusianus Messius). In diesem Jahr entdeckte Angelo Mai in der Biblioteca Ambrosiana in Mailand ein Palimpsest (und später einige ergänzende Blätter im Vatikan), auf dem ursprünglich einige von Frontos Briefen an seine kaiserlichen Schüler und deren Antworten geschrieben waren. Dieses Palimpsest gehörte ursprünglich zum berühmten Konvent des St. Columban von Luxeuil in Bobbio und war von den Mönchen überschrieben worden mit den Ergebnissen des ersten Konzils von Chalcedon.

Die Briefe wurden zusammen mit den anderen Fragmenten in dem Palimpsest 1823 in Rom veröffentlicht. Ihr Inhalt passt allerdings nicht zu dem Ruhm, den Fronto genoss. Die Briefe sind Korrespondenz mit Antoninus Pius, Mark Aurel und Lucius Verus, in denen der Charakter von Frontos Schülern in einem sehr günstigen Licht erscheint, besonders in der Zuneigung, die die beiden zu ihrem alten Lehrer hatten, sowie Briefe an Freunde, vor allem Empfehlungsschreiben. Die Sammlung enthält auch Abhandlungen über die Beredsamkeit, einige historische Fragmente und literarische Kleinigkeiten zu solchen Themen wie dem Lob von Rauch und Staub, Fahrlässigkeit, sowie eine Dissertation von Arion von Lesbos.

Sein Hauptverdienst besteht nach älteren Meinungen darin, Auszüge alter Schriftsteller erhalten zu haben, die ansonsten verloren gegangen wären. Die heutige Forschung sieht seinen Einfluss auf die Entwicklung der lateinischen Sprache oft positiver.

  • Michael P. J. van den Hout (Hrsg.): M. Cornelii Frontonis Epistulae. Teubner, Leipzig 1988, ISBN 3-322-00448-1.
  • Carla Castelli: Il greco di Frontone. Testo critico e traduzione. Studio linguistico, stilistico e retorico. Storia editoriale, Roma, Edizioni di Storia e letteratura, 2021, ISBN 978-88-935962-0-6.

Übersichtsdarstellungen

  • Michael von Albrecht: Geschichte der römischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken. Band 2. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-026525-5, S. 1229–1232.
  • Richard Goulet: Fronton (M. Cornelius). In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 3, CNRS Éditions, Paris 2000, ISBN 2-271-05748-5, S. 428–430.
  • Klaus Sallmann: M. Cornelius Fronto. In: Klaus Sallmann (Hrsg.): Die Literatur des Umbruchs. Von der römischen zur christlichen Literatur, 117 bis 284 n. Chr. (= Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Band 4). C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39020-X, S. 281–292.

Kommentar

  • Michael P. J. van den Hout: A commentary on the letters of M. Cornelius Fronto. Brill, Leiden u. a. 1999, ISBN 90-04-10957-9.
  • Frédéric Le Blay: Le lieu de la douleur: le cinquième livre de la correspondance entre Fronton et Marc Aurèle. In: La souffrance physique dans l'Antiquité: théories et représentations, hrsg. v. Jean-Christophe Courtil, Toulouse 2012, 103–112.

Untersuchungen

  • Edward Champlin: Fronto and Antonine Rome. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 1980, ISBN 0-674-32668-7.
  • Ségolène Demougin: L’éducation d’un prince: Fronton et Marc Aurèle. In: L’étude des correspondances dans le monde romain de l’Antiquité classique à l’Antiquité tardive. Permanences et mutations. Actes du XXXe colloque international de Lille, 20–22 novembre 2008, hrsg. v. Janine Desmulliez, Christine Hoët-van Cauwenberghe und Jean-Christophe Jolivet, Lille 2010, 25–38.
  • Pascale Fleury: Lectures de Fronton. Un rhéteur latin à l’époque de la Seconde Sophistique. Paris 2006.
  • Pascale Fleury: Pascale, L’orateur et le consul: Fronton conseiller du Prince. In: Action politique et histoire. Le narrateur homme d’action. Actes du colloque, Besançon, 16 au 18 octobre 2008, hrsg. v. Marie-Rose Guelfucci, Trois-Rivières 2010 (= CEA 47, 2010). 457–474.
  • William A. Johnson: Readers and Reading Culture in the High Roman Empire. A Study of Elite Communities. Oxford 2010, v. a. 137–156: Kap. 7. Fronto and Aurelius. Contubernium and Solitary Reader.
  • Christoph Tobias Kasulke: Fronto, Marc Aurel und kein Konflikt zwischen Rhetorik und Philosophie im 2. Jh. n. Chr (= Beiträge zur Altertumskunde. Band 218). Saur, München u. a. 2005, ISBN 3-598-77830-9.
  • Wytse Keulen: Mark Aurel, der Philologenkaiser. Die Literarisierung der Philologie in Frontos Korrespondenz. In: Philologie auf zweiter Stufe. Literarische Rezeptionen und Inszenierungen hellenistischer Gelehrsamkeit. hrsg. v. Gregor Bitto/Anna Ginestí Rosell, Stuttgart 2019, 201–231.
  • Bernd Manuwald: Marc Aurel und sein Lehrer Fronto: Philosophie vs. Rhetorik? In: Selbstbetrachtungen und Selbstdarstellungen. Der Philosoph und Kaiser Marc Aurel im interdisziplinären Licht. Akten des Interdisziplinären Kolloquiums Köln 23. bis 25. Juli 2009, hrsg. v. Marcel van Ackeren u. Jan Opsomer, Wiesbaden 2012, 285–308.
  1. Militärdiplome des Jahres 142 (RMD 4, 264, RMD 5, 392).
  2. Paul Holder: Roman Military Diplomas V (= Bulletin of the Institute of Classical Studies Supplement 88). Institute of Classical Studies, School of Advanced Study, University of London, London 2006, S. 802–803, Nr. 392, Anm. 5.
  3. Werner Eck: Die Fasti consulares der Regierungszeit des Antoninus Pius. Eine Bestandsaufnahme seit Géza Alföldys Konsulat und Senatorenstand. In: Studia Epigraphica in memoriam Géza Alföldy, Bonn 2013, ISBN 978-3-7749-3866-3, S. 69–90, hier S. 73 (online)
  4. Zur Datierung: Werner Eck: M. Cornelius Fronto, Lehrer Marc Aurels, consul suffectus im J. 142. In: Rheinisches Museum für Philologie, Band 141, 1998, S. 193–196 (online; PDF).
  5. Aulus Gellius: Attische Nächte. 1875, 2,26,1.